Episode 0006
Sebastian B. will straffrei bleiben, aber niemand draußen wartet auf ihn. Und es steht wieder der Hofgang an - für die Schwachen ein Spießrutenlauf, für die Starken Gelegenheit zum Muskelspiel und für Tauschgeschäfte.
Sebastian B. wird vorzeitig entlassen. Seine Nerven liegen blank. Er gibt sich selbst eine 50-prozentige Chance, straffrei zu bleiben. Außer ein paar Briefen besitzt er nichts. Was ihm gehörte, haben ihm Mitgefangene abgenommen. Aus seinem Arbeitslohn im Gefängnis werden ihm 372 Euro ausgezahlt. Dann öffnen sich die Tore. Nach neun Monaten ist Sebastian frei. Doch der 21-Jährige hat niemanden. Keine Familie, keine Freundin, kein Kumpel holt ihn ab. Sebastian hat strenge Bewährungsauflagen. Sein Ziel: Den Hauptschulabschluss nachmachen und dann beim Gerüstbau anfangen.
Zeit für den Hofgang: Wegen Feindschaften oder Schulden bei Mitgefangenen nimmt nicht jeder die Gelegenheit wahr, an der frischen Luft einen Hauch Freiheit zu schnuppern. Der Hofgang ist die beste Gelegenheit, Geschäfte zu machen. Währung sind Briefmarken, Tabak und Kaffee. Für schwache Häftlinge ist diese Zeit oftmals ein Spießrutenlauf. Die Starken nutzen die Gelegenheit zum Sport – aber auch, um Präsenz zu zeigen. Der Rang in der Hackordnung muss ständig behauptet und notfalls neu erkämpft werden.
Abstecher zum Jugendknast Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern: Hier findet das große Finale im Staffel-Halbmarathon statt, der zwischen allen Jugendgefängnissen Deutschlands ausgetragen wird. Die Laufgruppe aus Regis-Breitingen tritt mit sechs Mann an – darunter David H. und Denny S. Kann die Gruppe erhobenen Hauptes in ihr Gefängnis zurückkehren?